Es ist schon ein seltsam einsames Gefühl.
Jetzt, nachdem meine Eltern beide tot sind, die alten Jagdgründe wieder zu besuchen, allein, ohne Begleitung von Frau K.
Die Plätze meiner Jugend. Plätze an denen man mit Freunden war, die inzwischen alle ebenfalls weit weg gezogen sind. Plätze, von denen es klar war, man würde immer hier sein. Man würde immer hier am Ufer sitzen und picknicken. Man würde immer weiter hinten im Baggersee schwimmen. Man würde immer hier Musik machen…
Die Menschen hier zu sehen, mir unbekannte Menschen, die Gesichter. Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Einzelne und Paare, jeder für sich eine Geschichte. Jeder für sich ein Teil einer Geschichte davon was hätte sein können.
Was hätte sein können, wenn ich hier geblieben wäre.
Was hätte sein können, wenn ich andere Entscheidungen getroffen hätte.
Was hätte sein können, wenn meine Eltern andere Entscheidungen getroffen hätte.
Ich beklage mich nicht. Ich habe grösstenteils ein sehr schönes Leben, ich trauere dem hier nicht hinterher.
Und trotzdem fühlt es sich eben seltsam und einsam an, dieses andere Leben, das hätte sein können, verbunden mit dem Leben meiner Eltern, das sie sich so anders vorgestellt hatten und das so traurig enden musste.
Wird Zeit, dass ich wieder nach Hause komme. Nur noch heute, und morgen ziehen dann sechs neue Schildkrötenmitbewohner auf der K-Burg ein. Ich freue mich darauf.
Wenn ich deine Texte lese, zu mindestens bei einigen ist ganz sehr, dann vermisse ich meinen Vater. Er ist vor 5 Jahren gegangen. Damals war ich sauer. Er hat meine Kindheit durch Nichtstun und Nörgeln und Trinken kaputt gemacht. Als die Diagnose “2 Monate bis 2 Jahre” stand, war ich stinkesauer – mein nun Großer war gerade 6 Monate und auch diese Zeit würde er zerstören… aber heute ich vermisse ihn. Er ist nach 2 1/2 Monaten gegangen. Ich habe Sehnsucht nach den Plätzen meiner Kindheit, meiner Jugend. Den Orten und den Zeiten in denen ein Monat eine kleine Ewigkeit waren…
Danke für deine Texte und Bilder.
Ich habe zu danken!
Schicksal ist eine seltsame Sache.
Ich habe dieses Wochenende meine Großmutter mütterlicherseits kennengelernt; sie ist 90 Jahre alt und sieht aus wie die alte Frau, die meine Mutter hätte werden können, wenn sie ihr Leben nicht viel zu lange mit Vollgas in den Abgrund gefahren hätte.
Seit 43 Jahren herrschte Funkstille zwischen uns, plötzlich sehen wir uns, und es wird einem bewusst, nicht nur ein Monat kann eine kleine Ewigkeit sein, es reicht ein Augenblick im wahrsten Sinne des Wortes – ein Blick in die Augen und die Vorstellung von einem ganzen Leben, das hätte sein können, oder das war, ohne dass man eine Ahnung davon hatte.
Mein herzliches Beileid wegen Deines Vaters. Zwischen meinen Eltern und mir war auch nichts ideal… aber das ist alles Geschichte, und sie fehlen mir; ich kann mir ganz grob vorstellen wie Du Dich fühlst. Diese alten Zeiten sind eine andere Welt, zu der man nicht mehr zurück findet.
Und wie gesagt, ich habe zu danken. Vielen Dank, dass Du mein Blog liest. Du bist laut Zugriffsstatistik einer von momentan durchschnittlich 9 am Tag. Wenn die anderen auch nur annährend so viel davon haben, dann lohnt es sich für jeden einzelnen :)