Modelle 2.0 (Teil 2)





Kleine Vorbemerkung: Das Folgende ist ein Brief an ein imaginäres Modell aus der Model-Kartei. Ähnlichkeiten mit tatsächlich existierenden Personen sind durchaus möglich, aber zu keinem Zeitpunkt spezifisch beabsichtigt.

Liebe Nicole,

(ja, ich weiss, eigentlich lautet Dein Alias auf der Model-Kartei momentan “GoldenFairyQueen82 **NEUE SEDCARD … freu mich auf eure Kommi’s**” aber das erscheint mir zu lang und zu kompliziert, und ausserdem schreibst Du weiter unten irgendwo, dass Du Nicole heisst)

Leider hatten wir beide ja nie die Gelegenheit, uns kennenzulernen, denn meine “Hi! Hast Du Lust auf ein Shooting mit mir?“-Privatnachricht hast Du damals zwar sofort gelesen, aber nie beantwortet. Und auch meine zweite Nachricht mit dem Inhalt “Ich gehe davon aus, dass Nachricht-lesen-und-nicht-antworten ‘nein’ heißt, richtig?” hast Du innerhalb von 5 Minuten nach Absenden gelesen und ignoriert. Das macht aber nicht wirklich was, denn damit befindest Du Dich in bester Gesellschaft mit Julia, Astrid, Edith, sowie ca. zwölf weiteren Modellen auf der MK, mit denen ich bislang das Mißvergnügen der gescheiterten Kommunikation hatte. Ich denke, entweder ihr benehmt euch im richtigen Leben auch so daneben, oder das gehört auf der Model-Kartei einfach zum guten Ton.

Aber ich schweife ab… der Sinn meines Briefes ist, wie Dir bis jetzt vielleicht noch nicht klar geworden ist, Dir Feedback zu Deiner neuen Sedcard zu geben, denn darum hast Du ja gebeten. Zwar hast Du eigentlich nur nach “Kommi’s” gefragt, aber zu Deiner Sedcard gibt es so viel zu sagen, dass ein einfacher “Kommi” bei weitem nicht ausreichen wird. Daher also dieser Brief.

Fangen wir also ganz oben, bei Deiner Modellbeschreibung an.

Du schreibst dass Du 24 bist, jetzt schon etliche “Shooting’s mit Profis aus der Region” gemacht hast, und “experimentierfreudig und immer offen für neues” bist. Darunter schreibst Du (in pink und mit Sternchen drumherum) “Carpe Diem” sei Dein Lebensmotto, und dann legst Du los mit den Shootings, die Du gerne machst, und zwar (Zitat):

– Regenshooting
– Beauty
– Feen/Märchenwald-Shooting
– Studio Portrait’s

– BITTE KEINE ANFRAGEN FÜR AKT UND TEILAKT!!!!!

Dazu muss ich Dir leider beichten, dass Leute wie ich von alledem eher abgeschreckt werden.

Zunächst mal steht “experimentierfreudig und immer offen für neues” so ungefähr in jeder Sedcard. Will sagen: Gähn. “Carpe Diem” ist auch so ein Spruch, der auf Tausenden von Profilen zu finden ist, mit dem sich einfach alle gerne identifizieren würden… und trotzdem leben es die wenigsten, und manche wissen noch nicht mal, was es bedeutet (insbesondere jene, die auch nicht wissen, dass der Apostroph sowohl mit Pluralbildung als auch mit Eigennamen im Genitiv nichts zu tun hat). Will sagen: Nochmal Gähn.

Womit wir bei den Shootings angekommen wären, die Du gerne machst. Ich verrat’ Dir ein kleines Geheimnis: Wirklich kreative Fotografen lassen sich oftmals nur ungerne in ein konzeptionelles Korsett zwängen, insbesondere wenn die jeweiligen Sujets schon tausendmal da gewesen sind.

Wenn ich “Regenshooting” lese, dann rolle ich mit den Augen, weil ungefähr jede fünfte Sedcard ein Regenshooting beinhaltet. Was “Beauty” überhaupt heissen soll ist mir nicht klar (nein, stopp, das stimmt nicht, leider ist es mir schon klar, aber es will mir nicht in den Kopf, warum Leute unbedingt das zwanzigmillionste Weichzeichner-Glattbügel-Bild mit ner Tonne Make-Up drauf in ihre Sedcard stellen wollen). Und wenn ich dann schliesslich zu “Feen/Märchenwald-Shooting” komme, dann kotze ich neben die Tastatur. Versteh’ mich nicht falsch. Ich mache gerne märchenhafte Fotos. Auch im Wald. Man kann das von mir aus auch als “Märchenwald-Shooting” bezeichnen, wenn man mich unbedingt ärgern möchte. Aber von vornherein zu sagen, “ich will ein Feen/Märchenwald-Shooting”, das hat für mich ungefähr so viel Reiz wie das Erstellen meiner Steuererklärung.

Mit “Portrait’s” befasse ich mich später noch ausführlich, womit wir bei “BITTE KEINE ANFRAGEN FÜR AKT UND TEILAKT!!!!” angekommen wären. Das ist ja alles schön und gut, aber erstens, könntest Du bitte aufhören, so zu schreien? Und zweitens… nun, zu zweitens werde ich auch später kommen.

Als Nächstes kommen auf Deiner Sedcard die Referenzen. Ich muss zugeben, ich hab diese Referenzen-Kiste ja nie richtig kapiert. Soll mir “FashionBeautyFotoART” irgendwas sagen? Sollte ich das toll finden, dass Du schon im “PS Magazin Warnemünde” abgelichtet warst? Und, ist ein “!!!WORKSHOP MIT EX-GNTM-KANDIDATIN WANDA!!!” wirklich ne derartige Auszeichnung, dass Du schon wieder ins Schreien verfallen musst? Und wer ist diese Wanda überhaupt?

Meinetwegen kannst Du schon ein Shooting fürs “Penthouse” gemacht haben, oder für “Üdülgüz Süper Döner”, verzeih mir, aber das ist wirklich vollkommen Latte. Was zählt, das sind die Bilder auf Deiner Sedcard, und ob diese mich dazu veranlassen, neugierig zu werden, sie länger zu betrachten, und mich zu fragen, ob ich fotografisch auch etwas aus Dir herausholen kann. Na, dann wollen wir mal schauen…

Öhm.

Äh.

Tja, nun.

Hmmm…

Ok, also von vorne. Die ersten zehn Bilder von Dir sind perfekt ausgeleuchtete Studioportraits, vermutlich mit Visa, die aussehen, wie fünfzigtausend andere Bilder auf der Model-Kartei auch. Alles was an Dir vielleicht außergewöhnlich wäre, wurde vom Fotografen geflissentlich wegretuschiert und weichgespült. Rauscharmut, Brillanz der Bilder, Striplight-Reflektionen in Deinen überschärften Pupillen und Tricks wie Wimpern-scharf-und-Rest-unscharf lassen darauf schließen, dass hier jemand mit sündhaft teurem Equipment zu Gange war… und trotzdem leider ohne auch nur einen Funken Kreativität und Einfühlungsvermögen. Ja, ich weiss, Du wirst jetzt einwenden, “aber ich hab’ unter den Bildern lauter Kommi’s, da schreiben die Leute dass das ganz toll ist und dass ich super aussehe”… aber da gibt es ein großes Problem, und Du musst jetzt sehr, sehr stark sein.

Denn die Wahrheit ist, liebe Nicole: Du bist auf diesen Bildern überhaupt nicht zu sehen. Ich weiss, das kannst Du gar nicht glauben, denn es ist sicherlich alles ganz toll professionell zugegangen ist bei FashionBeautyFotoART, so mit Blitzen und Piep und Fernauslöser und Manfrotto-Stativ mit Drei-Wege-Neiger und Reflektor und Striplights, und es hat viel Zeit gekostet… aber Tatsache ist nun mal leider, dass man Dich auf diesen Bildern gegen beliebige andere Modelle austauschen kann, ohne dass einem Betrachter der Unterschied groß auffallen würde. Und wenn die Leute Dir schöne “Kommi’s” darunter schreiben, dann machen sie das entweder, weil sie von Dir auch gerne tolle “Kommi’s” zurück hätten, oder weil sie mit der Zeit eben jene abstruse Vorstellung von Ästhetik angenommen haben, die auf der Model-Kartei leider in ganz großem Stil propagiert und kultiviert wird.

Als nächstes kommen drei Bilder von Deinem Bauchnabel mit ner Menge Wasserperlen drumherum. Auf den letzten zweien davon gesellt sich zu Deinem Bauchnabel noch eine rote Rose dazu. Auch hier lassen die Bearbeitung, mehrere Sternchen-Reflektionen in den Wasserperlen, die knappe Schärfentiefe und allerlei andere fotografische Attribute keinen Zweifel daran, dass “DigitalPhotoDreams Neue5DMKII!!” die Technik voll im Griff hat. Mehr aber leider nicht. Ich verrate Dir an dieser Stelle noch ein Geheimnis: Nur weil gefühlte zigtausend Models auf der MK irgendwo Wasserperlen auf nackter Haut zeigen, heisst das noch lange nicht, dass man das unbedingt gemacht haben muss. Auch wenn die MK den gegenteiligen Eindruck erweckt – Wasserperlen auf nackter Haut sind keineswegs Pflicht für ein Modell.

Kommen wir zur nächsten Abteilung. Trotz Deines lauten Gebrülls, dass Du “KEINE ANFRAGEN FÜR AKT UND TEILAKT!!!” haben möchtest, zeigst Du im Folgenden neun Bilder, die irgendwie schon in diese Kategorie fallen. Na ja, eigentlich in eine sehr schlechte Unterkategorie davon.

Auf den ersten paar dieser Bilder räkelst Du Dich, auf nochmals fünf Jahre jünger getrimmt, in einem roten Tuch auf einem Himmelbett und wirfst dem Fotografen einen Blick zu, den ich leider nur mit Worten beschreiben könnte, die mir jede Menge unerwünschte Google-Treffer einbringen würden, weswegen ich hier davon absehe. Dabei ist das rote Tuch so über Dich drapiert, dass je nach Bild mal Deine linke und mal Deine rechte Brust inklusive Nippel zum Vorschein kommt, und dem Betrachter in jedem Fall bewusst wird, dass Du kein Höschen trägst.

Nein, keine Angst, ich habe nicht vor, mich an dieser Stelle als Moralapostel aufzuspielen. Eine ganze Industrie lebt von solchen Bildern, und im Prinzip ist auch nix wirklich falsch daran. Nur ging ich eigentlich davon aus, dass jemand, der sich Akt- und Teilakt-Shootings ganz fürchterlich lautstark verbittet, auch nicht möchte, ausgerechnet in einem nimm-mich-von-hinten-und-beschimpf-mich-dabei-Kontext wahrgenommen zu werden. Mit einer derartig plumpen Zurschaustellung erotischer Allgemeinplätze, das sollte Dir klar sein, wirst Du überdies eine Unmenge an Anfragen aus einer eher zweifelhaften Ecke der Akt-/Teilakt-Fraktion bekommen… über die Du Dich dann lautstark aufregen kannst. Oder auch nicht.

Wenn das nicht Deine Absicht war, habe ich allerdings zur Abwechslung auch mal eine gute Nachricht für Dich: Bei Menschen wie mir (und vielen anderen) regen sich beim Betrachten dieser Bilder eigentlich nur der Musculus temporalis und der Musculus pterygoideus medialis. Das sind die beiden Muskeln, die für das Gähnen zuständig sind.

Also, gehen wir mal trotz der eben erwähnten Machwerke davon aus, dass Du aus irgendeinem Grund keine Akt- und Teilakt-Shootings machen magst. Das ist vollkommen in Ordnung, und bei mir wird garantiert niemand dazu gezwungen, sich auszuziehen. Trotzdem solltest Du vielleicht einmal darüber nachdenken, dass es durchaus möglich ist, sich auf eine Art und Weise splitterfasernackt abbilden zu lassen, die um mehrere Größenordnungen ästhetischer ist als die peinlichen Porno-Vorspielbildchen, die Du in Deiner Sedcard ausstellst.

Womit wir bei der letzten Gruppe Bilder angekommen sind, die Du ausstellst – ein “Feen/Wald/Märchenshooting”, und leider ist auch dieses so geworden, wie es die Erwartung nach dem übrigen Inhalt Deiner Sedcard nahelegt.

Und doch ist es genau bei diesen Bildern passiert. Genauer gesagt, bei einem davon.

Denn bei einem dieser Bilder vergaß der Fotograf, den Weichzeichner bis zum Anschlag hochzudrehen, die Sättigung vollkommen zu übertreiben und NeatImage auf Dein Gesicht loszulassen als gäbe es kein Morgen. Außerdem bekamst Du auf diesem Bild offensichtlich keine klare Anweisung, welche Pose Du einzunehmen hast, nein, anscheinend war Dir noch nicht mal klar, dass ausgelöst werden würde, denn auf diesem Bild zeigst Du erstmals wirkliche und ehrliche Emotion. Und – oh, Wunder! – obwohl auf diesem Bild überhaupt nichts MK-konform ist und der Fotograf es sogar (vermutlich aus Versehen) geschafft hat, ein wenig Bewegungsunschärfe einzufangen, hast Du es in Deine Sedcard geladen… und somit einen einzigen Beweis geliefert, dass Du ein durchaus ausdrucksstarkes Modell mit einer ganz eigenen Ausstrahlung sein kannst.

Das war der Moment, in dem ich Dich anschrieb.

Ich kann nur spekulieren, was dann passiert ist. Ich denke, es lief folgendermaßen ab: Zunächst hast Du meine Nachricht gelesen, dann hast Du Dir meine Sedcard angeschaut, dann hast Du festgestellt, dass ich nur traurige 5 Shootingbewertungen und nicht derer 127 habe, dann hast Du festgestellt, dass ich kaum Klicks und “Kommi’s” auf meine Bilder bekomme, und zu guter Letzt hast Du vielleicht sogar noch mitgekriegt, dass meine Bilder ja vollkommen anders aussehen als die in Deiner Sedcard und von Deinen Kontakten, und dass sich – iiih, igitt – auch der eine oder andere klassische Akt darunter befindet.

Tja, und dann hast Du einfach nichts getan.

Bevor wir uns falsch verstehen – Ich bin deswegen nicht sauer oder so, ich kenne wahrlich genug Modelle mit denen ich sehr lohnenswerte Shootings mache, und davon sogar einige, wenn auch sehr wenige, über die MK. Natürlich wäre es mir irgendwo lieb, wenn auf der MK die Grundregeln der Kommunikation irgendwie beachtet werden könnten, aber vielleicht bin ich ja auch einfach zu alt und unflexibel.

Nun, eigentlich müsste ich jetzt schreiben, was ich Dir wünsche. Nämlich, dass Du Dein wahres Potential entdeckst. Dass das mediokre Sammelsurium von Bildern auf Deiner Sedcard in Zukunft aufgewertet wird durch Bilder, die wirklich Tiefgang und Seele haben. Dass Du irgendwann erkennst, dass Shootings mit vermeintlichen “Profis” ebenso wenig ein Qualitätsmerkmal darstellen wie die Anzahl Deiner Shootingbewertungen oder die Anzahl der “oooh, jaaa, toll, Du bist so schön”-Kommentare unter Deinen Bildern. Nur leider wird dies alles vermutlich nicht geschehen, denn dann müsstest Du mit weniger Zuspruch, mit weniger Shooting-Anfragen und insgesamt mit weniger Aufmerksamkeit leben. Und vor allem müsstest Du dazu zunächst einmal auf Kontaktanfragen von Menschen antworten, die sich abseits der schönen neuen Fotowelt bewegen, die sich auf der MK fortwährend und auf gespenstische Art und Weise selbst befruchtet.

Ich werde diese Anfrage garantiert nicht noch einmal stellen. Aber ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass es jemand anders tut. Und Du darauf eingehst.

Liebe Grüße,
Dein Stephan

35 thoughts on “Modelle 2.0 (Teil 2)”

  1. Okay dann kommentiere ich lieber in der Nähe des Originals.

    Ich kenne das worüber Du schreibst nur vom Hörensagen, möchte aber dennoch einen Gedanken beisteuern. Ist das nicht ein Wechselspiel zwischen Fotografen und Modell? Ist es nicht ein weit verbreitetes Klischee, dass ein Fotograf schön aussehende Frauen fotografieren und entsprechende Bilder im Portfolio haben muss. Ich will darauf hinaus, dass es eine Frage von Angebot und Nachfrage gibt. Modelle, die sich so fotografieren lassen wollen wie es in Deinem Brief anklingt haben eine Entsprechung zu trophäen-sammelnden Fotografen.

    1. Ich glaube schon, dass diese “MK-Ästhetik” (ein besserer Ausdruck fällt mir gerade nicht ein) durch ein Wechelspiel der Erwartungen von Fotografen und Modellen zustande kommt. Das ist mit Sicherheit ganz klar ein Fall von Angebot und Nachfrage, zumal hier “Erfolg” – zugegebenermaßen naheliegenderweise – durch Anzahl der Kommentare und Shootinganfragen definiert wird. Die erhöhen sich nicht unbedingt durch Bilder, bei denen man zweimal hinschauen muss…

  2. Hallo Herr K.,

    spannende Ansichten, aber eines stößt mir doch sehr negativ auf. Du wunderst Dich wirklich, das auf Deine “Anfrage”: “Hi! Hast Du Lust auf ein Shooting mit mir?” keine Antwort kam?
    Sorry, aber Du tust hier genau das was Du dem Model vorwirfst: Die einfachsten Regeln der Kommunikation nicht einhalten. Du möchtest, das sich das Model, wenn es denn zu einem Shooting kommt, bei Dir wohlfühlt und sich komplett fallen lässt, Dir sein innerstes zeigt. Und diese, ich denke man kann schon fast sagen intime Beziehung leitest Du mit diesen Worten ein?
    Wie soll das Model bitte aus diesen Worten heraushören das Du einfühlsame Bilder von ihm machen und nicht nur nacktes Fleisch vor die Kamera bekommen willst?
    Ich glaube das auf MK unglaublich viele Fotografen ihr Unwesen treiben denen es nur um nackte Tatsachen geht. Und die Models sind vermutlich zurecht genervt von diesen “Angeboten”. Und wenn dann die (vermeintlich) 50ste Anfrage in dieser Richtung kommt ist es klar, das sie nicht mehr antworten.

    1. Hallo Claus-Peter,

      um der Wahrheit die Ehre zu geben, besteht eine Anfrage von mir üblicherweise aus noch ein paar Worten mehr… ich hab’ das jetzt nur ein bißchen flott zusammengekürzt, um die Einleitung nicht unnötig kompliziert zu machen.

      Aber selbst wenn die Anfrage so kurz gewesen wäre, fände ich das immer noch komplett in Ordnung… ich bin ein großer Fan der Ansicht, dass ein Bild mehr als tausend Worte sagt. Es genügt nur ein kleiner Blick auf meine Sedcard, um herauszufinden, welche Art von Bildern ich mache, dass es mir keinesfalls nur um “nackte Tatsachen” geht (vorausgesetzt natürlich, man ist in der Lage, nackt und nackt zu unterscheiden) und ob man sich damit wohlfühlen kann oder nicht. Und in follow-ups bin ich dann auch durchaus zu angemessener Eloquenz in der Lage ;-)

      Davon abgesehen, eine der meiner fruchtbarsten und nachhaltigsten MK-Bekanntschaften begann (von Model-Seite aus) mit der folgenden Nachricht (ich zitiere): “Hallo, Herr K.! :) Lust, mich zu shooten, wenn ich mal wieder in Bonn bin…?“. Das reicht zumindest mir vollständig, wenn ein Blick auf die Bilder dann ergibt, dass es “passt”.

      Liebe Grüße,
      Stephan

  3. @Claus Peter

    ich denke, die Anfrage “hi, Lust auf ein Shooting mit mir” wurde auch eher gewählt, weil man als Fotograf in der MK genau solche Anfragen kommt. Die Models formulieren selten mal spezielle gezielte Anfragen.

    Ich hab es auch schon oft genug selbst erfahren, selbst wenn man auf die Sedcard eingeht, die “Shootingwünsche” berücksichtigt. Einen nette kleine feine Anfrage mit mehreren individuellen Sätzen formuliert. Keine Antwort bekommt.

    Im Prinzip ist es halt das klassische Sender-Empfänger Model.

  4. @Herr K.: Ich denke halt, das die Models viele unseriöse Angebote bekommen und sie, wenn auch ihnen auch nur eine Kleinigkeit missfällt, eben den einfachsten Weg wählen: Löschen. Ich kann das gut nachvollziehen. Ich war letztes Jahr auf der Photokina. Hab mich gewundert, warum die kostenlosen! Galerien so leer waren (und da war echt spannendes Zeug zu sehen). Als ich dann die Twitter Kommentare und Blog Einträge zum Thema “Playboy- Shooting” gelesen habe war klar, wo die Leute alle waren…
    Aber ja: Es ist schade das so wenige versuchen ausdrucksstarke Bilder zu machen. Hat aber auch seine Vorteile: Gibt weniger Konkurrenz ;-)

    Frau K.: Das mag richtig sein. Die Erfahrung hab ich nicht. Ich schaue ab und zu mal auf die MK um zu sehen “was die anderen so treiben”. Ich möchte dem Artikel auch nicht absprechen, das er vielleicht den Tatsachen entspricht. Ich wollte nur auf die Diskrepanz zwischen der Kontaktaufnahme und der Erwartungshaltung hinweisen. Für mich wäre es klar, das ein Model auf diese Anfrage eben nicht antwortet.
    Das man auf eine nette Anfrage keine Antwort bekommt ist natürlich unfair aber auf der andren Seite auch das sicherste Zeichen das man mit diesem Model sowieso nichts zusammen machen möchte, oder?

    1. Wie gesagt, ich persönlich finde eine kurze (aber natürlich nicht unhöfliche) Anfrage eigentlich vollständig ausreichend, sowohl von Modell- als auch von Fotografen-Seite.

      Klar sind auf der MK (wie überall) vermutlich auch ne Menge Spinner unterwegs, aber deren Absichten lassen sich m.E. trotzdem nicht anhand der Länge der Kontaktaufnahme bestimmen.

      Und die Kommunikation kann auch fehlschlagen, wenn alles eigentlich total rosig aussieht. Einmal hatte ich in der MK eine Kontaktaufnahme mit einem Modell, die sich zum Schluss über mehrere Bildschirmseiten hinweg zog. Was haben wir gegenseitig an philosophischen und optischen Vorstellungen ausgetauscht und Locations anvisiert, und alles sah richtig passend und gut aus. Und dann, zum Schluss schrieb ich (Zitat):

      “Prima! Als Termin kämen dann 22.4 – 25.4. in Frage… such Dir einen Tag aus! Ostern ist ja dieses Mal ziemlich spät, d.h. wir haben auch die Chance auf gutes Wetter :)

      Liebe Grüße
      Stephan”

      Danach: Vollkommener Kontaktabbruch, auch auf zwei weitere (wirklich nette!) Rückfragen von mir keinerlei Antwort mehr. Ich habe bis heute keine Ahnung, was da passiert ist, aber ich bin (wie ich finde, mit Fug und Recht) stinksauer auf die betreffende Person.

      Klar hast Du recht, wer sich so benimmt, den werde ich garantiert nicht mehr fotografieren wollen. Und sicherlich richtig ist auch, dass wir Fotografen uns das, was die Modelle an Anfragen bekommen, überhaupt nicht richtig vorstellen können.

      Insofern wäre es natürlich schön, mal die andere Seite der Medaille betrachten zu können. Mit einem freundlichen Augenzwinkern an die Modelle… Gast-Autoren sind auf massenbelichtungswaffen.de gerne gesehen :)

      Liebe Grüße
      Stephan

  5. schön geschrieben! :)

    ich durfte die erfahrung machen, dass die modelle … egal wie kurz oder lang die anfrage war … selten sich die mühe machten, sich mein profil oder die webseite anzuschauen.

    was gelegentlich und gern als “erfahrung” für zeitungen, zeitschriften etc. aufgelistet wird, ist auch nur halbseiden und oft ein unbezahlter job, der das modell richtig “berühmt” machen soll.

    naja, das leben nimmt manchmal sonderbare züge an … :)

    1. Ich hab “Shooting mit Wanda” und das Biker-Magazin und all das in der Tat aus tatsächlich existierenden Sedcards geborgt… :) Und es ist mir ja durchaus klar, dass ich vollkommen hinter dem Mond zuhause sind weil ich all diese Sachen gar nicht wissen möchte; aber nach ein bisschen Nachforschung muss ich halt leider sagen, besser gar keine Referenz als so eine… ;-)

  6. In einem Punkt muss ich die MK in Schutz nehmen, und zwar glaube ich nicht, dass die MK-Ästhetik, die Du ganz richtig beschreibst, in der MK selbst ihre Ursache hat. Sondern das ist doch nur ein Abbild der Ästhetik, die ganz allgemein bevorzugt wird und auch überall, sei es im Fernsehn bei Germany’s next Top Model oder auf Zeitschriftencovern, so propagiert wird. Nur das es sich bei der MK ja letztlich doch meist um Amateure (sowohl Model, als auch Fotograf) handelt und das die Bilder nicht noch überzeugender macht. Und wie machen viele Amateure ihren Einstieg? Viele vermute ich mal über Workshops, und Workshops, auf denen man lernen kann solche Bilder zu machen, wie Du sie machst, gibt es quasi nicht.

    Ich habe ja selbst ein paar mitgemacht. Und da steht halt erstmal die Technik, d.h. vor allem die Ausleuchtung, im Vordergrund. Das Model wird dazu angehalten nicht zu verrückte Posen zu machen, damit ja dann auch den Effekt der Ausleuchtung wieder gut zu beurteilen ist. Da kommt am Ende keine große Kunst heraus, aber das ist auch klar. Und wenn man dann seine ersten eigenen Gehversuche macht, dann braucht es glaube ich eine ganze Zeit, bis man sich davon löst. Will man dann über die MK ein Model bekommen, bleibt einem dann aber auch nix weiter übrig, als diese Bildchen dort zu posten. Aus der Sicht der Models ist es wahrscheinlich ähnlich.

    Und auch was überzogene Selbstvermarktung und Anspruchsdenken angeht, ist die MK auch nur ein Spiegel der Welt da draußen. Wer am lautesten ist, der gewinnt halt.

    Ich glaube einfach, man kann von der MK nciht mehr erwarten, als sie nun mal bietet. Alles andere wäre zwar schön, aber doch ein großes Wunder…

    1. Du hast sicher recht, das ist natürlich alles nicht die “Schuld” der MK, sondern eher ein allgemeines, universelles Problem, das sich auch auf unzählige andere Bereiche erstreckt (ich könnte jetzt wieder mit der Musik anfangen, aber ich lass es ;-)).

      Nur zeigt sich dieses Problem in der MK halt auf besonders krasse und deutliche Art und Weise.

      Und natürlich muss ich auch zugeben, dass ich auf der MK sehr nette Modelle kennengelernt habe, was manches denkwürdige Shooting zur Folge hatte. Erstaunlicherweise war das allerdings ganz am Anfang… inzwischen tut sich dort eigentlich kaum noch was mit neuen Modellen (oder eben genau das, was ich oben beschrieben habe)…

  7. Mich würde ja mal interessieren, wieviele Anfragen so ein Modell am Tag kriegt. Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass es soooviele sind, aber vielleicht ja doch? Und dann würde ich eben nur noch auf die (nach welchem Kriterium auch immer) interessanten antworten. Allerdings, passiert das auch bei Modellen, die behaupten, jede Anfrage zu beantworten?

    1. Das passiert insbesondere gerne bei Modellen, deren Sedcard man entnehmen kann, dass sie zur Gruppe “nö, ich beantworte jede PN” gehören ;-)
      Ist natürlich gut möglich dass es sooooooo viele Anfragen gibt; oder auch nicht, schwer zu sagen. Aber das mit dem Kriterium ist ja das, worauf ich hinaus will.
      Ausserdem finde ich, ein kurzes “nein, danke” gehört zum guten Ton… es muss ja gar kein “nein, mein Hund hat im Nachwuchswettbewerb für junge youtube-Talente gewonnen, und wir müssen zu Viva und uns interviewen lassen” sein…

  8. ich habs gelesen und die zweifel ob ich schüchterner mensch in der MK richtig aufgehoben wäre wachsen immer weiter in mir…. ;-)

    1. Naja, ich würde MK-style-Kommunikationsverweigerung auf keinen Fall allzu persönlich nehmen. Natürlich schwingt so ein bisschen was immer mit, aber was soll’s… ich seh’s so: allermeistens sind die Leute mit ihren Bildern gestraft genug.
      Davon abgesehen, (auch wenn mir das nach diesem Artikel niemand mehr glaubt) ich habe wirklich ein paar sehr coole Modelle über die MK kennengelernt. Gut, ich kann sie an einer Hand abzählen, aber ich bin sehr dankbar dafür. ;-)

    1. Nach den Bildern auf Deinem Blog zu urteilen wirst Du ähnliche Schwierigkeiten bekommen wie ich (das war ein Kompliment!) ;-)

      Aber wie schon in den anderen Antworten erwähnt, ich habe da auch Leute kennengelernt, die mit mir was anfangen konnten, und umgekehrt :)

  9. Großartig, es trifft den Kern absolut !!!!!

    Wobei ich absolut tolle Models in der MK kennengelernt habe. Aber vielen fehlt es an Höflichkeit !

    Mir gefallen auch die Models gut, welche möchten das ich eine Liste abarbeite wenn ich sie anschreibe: name, adresse, tfp/pay, thema und und und….

    naja auf jeden fall sehr gelungen geschrieben !!

    LG
    Dirk

    1. Jep, natürlich muss man die andere Seite auch erwähnen (und die ist im Artikel zu kurz gekommen): Es geht definitiv auch anders ;-) Passiert halt nicht so wahnsinnig oft.

      Hihi, ja, das mit den Listen ist auch so ne Sache. Oder “AKT NUR PAY!!!”. Klar, ich lasse mich auch gern bezahlen, wenn es unbedingt sein muss… ;)

  10. tja. die mk ist genau wie die fc für mich immer sperrgebiet gewesen und geblieben.
    bisher klappten die (wenigen) shootings mit menschen noch immer so (hey du, willst n lolli? :D), auch wenn ich schon oft dachte, dass ich mich vielleicht da doch mal anmelden sollte… aber nun hab ich beschlossen, die sehr sehr wenige und daher umso kostbarere zeit nicht damit zu verplempern, mich über solche honks aufzuregen… also lass ich es und bleibe bei meinem standard-programm :)

  11. Sehr gut geschrieben und ich kann deinem Artikel ausnahmslos zustimmen :)
    Ich musste leider die Erfahrung machen, dass viele Modelle sich kaum die Mühe machten, sich überhaupt mal den Auftraggeber “genauer” anzuschauen. Obendrein sind leider einige unfreundliche “Modelle” unterwegs. Aber ich will nicht meckern, dass hat man überall.

  12. Ohje, ich hab so gelacht. Danke! Hab Deinen Artikel über die Blognetz-Gruppe gefunden und auch wenn ich nicht mehr in Model- und Fotocommunties aktiv bin: Mir ist wieder eingefallen, warum nicht mehr ;)

    Verlinkt ist ein aktueller Artikel von mir, eigentlich zur re:publica aber im Vorwege auch über abstruses Verhalten in Communities. Viel Spaß :)

  13. Zu herrlich der Brief, aber genau so ist es! Ich bin über deinen post in der Alternativen Model-Kartei hier her gekommen naja du hast vermutlich schon gemerkt dass es dort auch nicht anders ist >:-)

    1. Ja, das ist mir in der Tat auch aufgefallen. “Alternativ/Besonders = -2EV und mit Gothic/BDSM-Theme”… aber ich bleib dort noch ein bisschen, vielleicht tut sich ja noch was unerwartetes…

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