Stop swimming





Tja, wieder ist eine viel zu lange Zeit vergangen, seitdem jemand von uns hier irgendwas geschrieben hat.

Um ehrlich zu sein verlief unser Start ins neue Zuhause wesentlich holpriger als erhofft. Einige Dinge – vielleicht werde ich sie irgendwann mal erzählen – liefen ordentlichst falsch, und es stand (mehr als einmal) die Frage im Raum, ob unser Umzug nicht vielleicht ein riesiger Fehler gewesen war.

Mit derlei Problemen reichlich versorgt fällt es natürlich schwer, hier regelmäßig weiter zu bloggen… insbesondere wenn man weiß, dass es mit Feedback und Visits auf diesem Blog trotz zahlreicher Wiederbelebungsversuche unsererseits stetig weiter und weiter bergab geht (Astrid, Dirk und Daniel natürlich ausgenommen).

Vor einigen Tagen war es dann schließlich so weit, dass ich nicht mehr schlafen konnte, mich früh morgens aus dem Haus schlich, um auf einem Feld unweit unseres Domizils einen wunderschönen Sonnenaufgang zu erleben und fotografisch einzufangen… und dann beim Sichten und Bearbeiten der Bilder so bei mir selbst dachte: “Eigentlich müsstest Du die bloggen und vielleicht was Schönes dazu schreiben… aber dann gibt’s wieder null bis einen Kommentar dafür, also was soll die Mühe?”. Und ich setzte mich stattdessen hin und registrierte mich tatsächlich auf Mark Zuckerbergs als Fotoplattform getarntem Werbesender namens Instagram.

Und dann wurde es mir klar.

Sie sind alle dort.

All die Leute, die früher mal hier kommentiert haben. Die früher selbst gebloggt haben. Die früher an allen möglichen schönen Ecken eines damals noch chaotischen und kreativen Netzes zu finden waren. Die verlinkt und geteilt haben. Die vielleicht sogar mal die Musik gehört haben.

Sie haben ihre Blogs und sonstige kleine Nischen aufgegeben, sind den Weg des geringsten Widerstands gegangen und generieren jetzt eifrig Klicks und Daten für Mark Zuckerbergs Werbekunden.

Warum auch nicht, Instagram, so macht man das heutzutage. Blogs sind tot. Mark Zuckerberg hat sie hingerichtet. Influänzn ist in.

Und dann wurde mir noch mehr klar.

Ich werde hier nicht aufhören.

Ich hab schon mit so einigen eigentlich wunderschönen Dingen aufgehört, weil es einfach keinen Sinn mehr hatte… ich sehe also durchaus die Verlockung. Stop swimming, wie Steven Wilson das so schön besungen hat. Endlich aufhören zu schwimmen. Nicht mehr gegen den Scheiß Strom kämpfen sondern den Scheiß einfach mitmachen, man kann ihn eh nicht ändern. Man versucht es jahrelang, und es bringt einfach nichts.

Ja, stimmt, es bringt nichts. Aber mit diesem Fotoblog höre ich trotzdem nicht auf. Das letzte Stückchen Unvernunft möchte ich mir leisten. Ich geb das hier nicht auf. Egal wie das Leben mich gerade ficken möchte oder wie wenig Sinn es hat. Ich fühle mich so schrecklich erwachsen, ich will nicht noch erwachsener werden.

(Und im Unterschied zum Produzieren und Veröffentlichen von Alben die dann keine Käufer finden, kostet mich Bloggen wenigstens keine fünfstelligen Beträge…)

In diesem Sinne: Watch this space.

9 thoughts on “Stop swimming”

  1. Also ich bleib auch viel lieber hier. Ich mag Blogs so viel lieber als den anderen Quatsch. Und doch, es gibt sie noch, die privaten Blogs, wenn auch längst nicht mehr so viele. Leider haben sehr viele dieses Influenza-Zeug versucht, jeder will dir nur noch was verkaufen, dir einen Newsletter andrehen, der nichts anderes tut als das was RSS sollte, nur um eben deine Mail zu Werbezwecken abzugreifen.
    Ich bastel auch gerade an meinem kleinen Ort im Netz, orientiere mich dabei am Indieweb und seinen Ideen. Ein bisschen back to the basics. Auch wenn es bei mir nicht so schöne Bilder zu sehen geben wird, da hab ich im Gegensatz zu euch kein Händchen für :-)

    Fühlt euch gedrückt, ich vermisse euch sehr!
    LG
    Astrid

  2. Ich freu mich auch, dass Du das hier nicht aufgeben willst, denn ich habe und möchte keinen Account dort drüben haben. Auch wenn man Facebook so einstellen kann, dass ein Besucher keinen Account braucht, so gibt es für diese keine Notificatoins für neue Inhalte.

    Aber ich finde es trotzdem prima, dass Du das machst und hoffe, dass Du dort eine neue kleine Fangemeinde findest bzw sie Dich.

    Im Grunde ist es das, worauf ich lange gehofft hatte – eine Antwort auf die Frage, die ich Anfang Februar gestellt hatte:

    “Wie aber macht man das nun bei einem Projekt, das sich nur an die existierenden Fans wenden will oder kann? Woher können die neuen kommen, wenn die alten gehen?”
    http://massenbelichtungswaffen.de/people/whatever-happened-to/comment-page-1/#comment-18740

  3. ich bin immer noch da – also hier. der intsgram-account ruht seit dem tod meiner mutter… und ich werde auch in zukunft weiter mitlesen und selber bloggen – ich finde das immer noch die tollste weise seine gedanken mit der welt zu teilen…

  4. Also ich öffne meinen RSS-Reader auch wesentlich häufiger als Instagram. Danke dass Du hier weitermachst! Meine eigene Fotografie und Bloggerei ist leider eingeschlafen. Auch wenn ich mir vornehme wieder durchzustarten.

  5. Habe mich gefreut, wieder einen neuen Beitrag zu sehen. Dass eure Ankunft in der neuen Umgebung so ungut verlief (oder verläuft?), betrübt mich aber natürlich (wie ist es denn inzwischen?). Die Fotos sind mal wieder ein Träumchen; besonders das letzte ist Perfektion für mich.
    Dass du dich bei Instagram angemeldet hast, hätte ich nicht erwartet. Damit fühle ich mich endgültig wie die letzte Bastion der IG-Verweigerung, haha. Ich habe zwar keinen richtigen Blog mehr, aber ich pflege meine Website und bin einfach zu altmodisch, retro, spleenig oder was weiß ich, ahahaha. Puh, ich hab nichtmal was gegen Instagram (also ja, schon irgendwie, aber nicht gegen das Nutzen der Plattform), aber ich leide irgendwie zu sehr unter einer Art Nostalgie, die irgendwas mit “Ich will Kunst machen, nicht Wettbewerb auf Smartphonebildschirmen” zu tun hat – denke, wir sind da zumindest ähnlich.
    Und ich sag dir: Ich mach weiter, ich bin froh, dass du weitermachst, und selbst wenn es sich nicht “auszahlt”, sich selbst treu zu sein und deshalb – sogar oft leider – nicht der Masse zu folgen, so haben wir quasi ein digitales Zuhause. Mir ist das lieb und teuer und ich bin dankbar dafür, dass es für dich auch so ist.

    Ganz liebe Grüße aus Kiel!

  6. Danke, dass Ihr dieses kleine Blog weiterbetreibt!
    Ab und an schau ich vorbei, auch wenn ich nicht kommentiere (Ja, ich weiss: Kommentare sind des Bloggers Brot! ;-) ). Ich gelobe Besserung.
    Seit Jahren verweigere ich mich erfolgreich Twitter, Facebook, Instagram und Co.
    “Gesellige Medien” sind mir ein Graus.
    Und mein Messenger heisst auch nicht WhatsApp.
    Liebe Grüße aus der Pfalz!

  7. Social Media kommt und geht, sie schnelle Nummer, schnell versendet, nicht eigenes. Blogs sind unschlagbar, klein, aber wird es immer geben.

    Schön, dass es dieses Blog gibt!

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